Brennessel
Allgemeines
Die ländläufig als Brennessel (Urtica) bezeichneten Pflanzen sind nur eine von gut 50 Gattungen in der Familie der Brennesselgewächse (Urticaceae). Die Vorkommen dieser Pflanze in Mitteleuropa beschränken sich auf 4 Arten:
- große Brennessel (Urtica dioca)
- kleine Brennessel (Urtica urens)
- Röhricht-Brennessel (Urtica kioviensis)
- Pillen-Brennessel (Urtica pilulifera)
Die Pflanzen werden bis zu 2 Meter groß und haben bis zu 8 cm große, sattgrüne Blätter. Von Juni bis Oktober blüht die Pflanze recht unauffällig in weißer bis hin zu blass violetter Farbe.
Die Brennessel (Urtica) ist vor allem deswegen bekannt und leicht zu erkennen, weil sie mit “Brennhaaren” ausgestatten ist, die bei einer Berührung schmerzhafte Quaddeln hervorrufen können. Die Brennhaare stechen ähnlich wie die Kanüle einer Spritze in die Haut, brechen an einer Sollbruchstelle und geben dabei eine Methansäure ab. Dies dient der Pflanze zum Schutz vor Fressfeinden. Davon lassen sich jedoch Raupen und auch einige Schmetterlingsarten nicht abhalten, denn ihnen dient die Pflanze als Nahrungsmittel.
Übrigens: Gegen Brennesselstiche soll der Saft des Spitzwegerichs sofort helfen!
Verwendung
Die Brennessel wird oft als Heil- und Nutzpflanze verwendet, dabei werden in der Regel die Blätter und Wurzeln der Pflanze verwendet. Man sagt der Pflanze heilende Wirkungen im Bereich der Atemorgane, des Magen/Darm-Trakts und der Harnwege nach. Gleichzeitig dient sie der Blutreinigung, wirkt gegen Hautunreinheiten und wird auch bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Auch zur Entwässerung des Körpers kann die Pflanze verwendet werden. Sicherlich jedem bekannt ist die Darreichungsform als Tee. Die Blätter können aber auch direkt verzerrt werden (frisch oder getrocknet). Wichtig ist es jedoch, alle Brennhaare unschädlich zu machen. Dazu reichen Trocknungsprozess an sich, kurzes Blanchieren oder kräftiges Abspülen bereits vollkommen aus.
Neben der Nutzung als Heilpflanze gibt es auch noch einige andere Anwendungsgebiete. So fanden Brennesseln früher ebenfalls zur Konservierung von Lebensmitteln Anwendung, was heute jedoch eher unüblich sein dürfte. Mit einem Brennesselsud kann man beispielsweise auch Blattläusen zu Leibe rücken oder mit einem Büschel überbrühten Pflanzen stark verschmutzte Glasflächen reinigen.
Inhaltsstoffe
Die Pflanze hat einen hohen Gehalt wichtiger Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium und Silizium, Vitamin A und C. Kalzium ist übrigens häufig wichtigster Wirkstoff in Mineralprodukten wie beispielsweise dem Montmorillonit in den Wilo-Vital Produkten.
Der hohe Eisengehalt der Pflanze ist für die Blutbildung förderlich. In Pflanzen ist dieses Spurenelement für die Photosynthese sehr wichtig und deswegen häufig Bestandteil von Pflanzendünger (auch für Wasserpflanzen, siehe Eisenvolldünger). Ob Eisen aus zugeführten Brennesseln auch für Wasserpflanzen zur Verfügung steht, kann ich jedoch nicht beurteilen. In der Brennessel ist ebenfalls ein hoher Gehalt an Flavonoiden, die eine Gruppe wasserlöslicher Pflanzenfarbstoffe darstellt und eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel von Pflanzen einnimmt.
Verwendung in der Aquaristik
Brennesseln sind nicht nur hilfreich bei Rheuma, sondern werden auch gerne von Garnelen angenommen. Die oben aufgeführten Inhaltsstoffe sind nicht nur auf dem Papier gut für die Tiere, auch der Heißhunger, mit dem sie verzerrt werden, ist ein Indiz, nichts verkehrt zu machen. Die konservierende Wirkung der Pflanze dürfte sich zusätzlich auch positiv auf Keim- und Bakterienzahl im Aquarium auswirken. Ob Eisen- und Flavonoidengehalt direkt förderlich auf den Pflanzenwuchs sind, weiß ich leider nicht. Schaden dürfte es aber in keinem Fall.
Das Sammeln
Man findet die Pflanzen entweder im heimischen Wildgarten oder bei einem Ausflug in die Natur. Beim Sammeln von Brennesseln sollte man darauf achten, daß diese nicht direkt an einer Straße wachsen, da sie sonst häufig belastet sind. Auch das direkte Pflücken an einem Feld kann bedenklich sein. Was ist, wenn der Bauer dieses Feld gerade erst mit Pestiziden behandelt hat? Hat man nun eine geeignete Fundstelle und ein paar Handschuhe griffbereit, kann man problemlos große Mengen der Pflanze beschaffen.
Frische Brennessel
Brennesseln können nach kurzem Spülen unter klarem Wasser bedenkenlos verfüttert werden. Allerdings sind die Pflanzen dann noch relativ stabil und robust und werden von den Garnelen erst zögerlich angenommen. Aus diesem Grund sollte man sie kurz überbrühen – wodurch man sich auch das Spülen spart. Zum Überbrühen gibt man die Brennesseln einfach in ein hitzebeständiges Gefäß und übergießt sie mit kochendem Wasser – eben genau so, als ob man Tee kocht. Nach einigen Minuten sind die Pflanzen aufgeweicht und können gefüttert werden. Sie sinken dann nicht nur besser zu Boden, sondern können auch schneller von den Garnelen zerlegt werden.
Getrocknete Brennessel
Da der Sommer nicht ewig währt, Garnelen aber auch zu anderen Jahreszeiten Hunger haben, empfiehlt es sich, einige Brennesseln zu trocknen. Dazu sollten die frisch gesammelten Pflanzen kurz mit klarem Wasser gereinigt werden und anschließend zum Trocknen aufbewahrt werden. Im Idealfall hängt man die Pflanzen dazu kopfüber an einer Wäscheleine auf, aber auch eine ordentliche Ausbreitung in einem trockenen Regal führt zum Erfolg. Brennesseln trocknen sehr schnell, sodaß sich in kurzer Zeit ein ausreichender Wintervorrat sammeln lässt.
Gefrorene Brennessel
Eine weitere Alternative, um Brennesseln möglichst schonend zu lagern, ist das Einfrieren. Dazu sollte man die Pflanzen kurz überbrühen (siehe “frische Brennessel”) und anschließend luftdicht einfrieren.
Tip: Die Mengen sollten möglichst so eingefroren werden, daß man sie leicht portionieren kann.